Beschreibung
Mit der vorliegenden Zusammenstellung der Forschungsergebnisse zum Brandverhalten von Verbundbauteilen, wie sie in beträchtlichem Umfang im Auftrag der Studiengesellschaft Stahlanwendung an verschiedenen fachkompetenten Stellen durchgeführt wurden, sollten anwendungsreife Bemessungsverfahren herausgestellt und zur einfachen Nutzung in der Praxis aufbereitet werden. Eine weitere Zielstellung dieses Kompendiums ist es, die Brandschutztechnischen Bemessungsmethoden in einem internationalen Vergleich abzusichern. Dabei sollte das Schwergewicht weniger auf der Beschreibung und Begründung des Brandverhaltens der Verbundbauteile als vielmehr auf der baupraktischen Bemessung nach heutigem Kenntnisstand liegen.
Im ersten Arbeitsschritt wurden Versuchsdaten und -ergebnisse von 116 Brandversuchen an Stützen und Träger im Verbund und zusätzlich Daten aus anderen internationalen Quellen in tabellarischer Form aufbereitet. Aus den vorliegenden Ergebnissen wurden die für Bemessungszwecke direkt verwendbaren Daten zusammengestellt. Soweit schon Bemessungs- oder auch Näherungsverfahren angeboten werden, wurden diese unter Angabe der Grundlagen und Anwendungsbereiche für die einzelnen Bauteile, Verbunddecken, -träger und -stützen dargestellt. Bestehende Nachweisverfahren wurden durch Parametertstudien vergleichend untersucht und kommentiert. Der Deutsche Stahlbau-Verband hat die brandschutztechnischen Nachweisverfahren im Hinblick auf die Verträglichkeit mit eingeführten Normen und Richtlinien geprüft, sowie die akzeptanzfähigkeit durch die Praxis innerhalb nationaler und internationaler Gremienarbeit abgeklärt.
Bei Verbundstützen sind die physikalischen Vorgänge unter Brandbeanspruchung derart komplex, daß sich allgemein gültige Näherungsverfahren für die Vielfalt der im Verbundbau möglichen Gestaltungsvarianten grundsätzlich verbieten. Die innerhalb dieses Forschungs-9 Projektes angesprochenen Berechnungsverfahren können daher immer nur ausgewählte Stützentypen abdecken. Die ausschließliche Gültigkeit der Verfahren innerhalb des angegebenen Anwendungsbereiches versteht sich von selbst. Die Verfasser verweisen ausdrücklich darauf, da ß sich die Gültigkeitsgrenzen nach Veröffentlichung der Nachweismethoden teilweise erst aus der Erfahrung in der baupraktischen Anwendung verändert haben bzw. eingeengt wurden. Im Einzelfall besteht bei Verbundstützen die Gefahr, die Tragfähigkeit im Brandfall zu überschätzen.
Bei den biegebeanspruchten Bauteilen kann die Tragfähigkeit im Brandfall mit ausreichender Genauigkeit an sogenannten “brandreduzierten” Querschnitten erfolgen, wobei die Ermittlung der plastischen Querschnittswerte stark an bekannte baustatische Methoden angelehnt ist. Hier ist durch die Forschungsaktivitäten der vergangenen Jahre ein Stand erreicht worden, der es Tragwerksingenieuren erlaubt, die brandschutztechnische Bemessung quasi als Ergänzung zur statischen Berechnung mit Hilfe von Näherungsverfahren durchzuführen. Damit kann der Brandschutznachweis im baulichen Genehmigungsverfahreen, losgelöst vom starren Klassifizierungssystem der DIN 4102, vereinfacht werden. Formal ist die Anerkennung rechnerischer Brandschutznachweise jedoch erst mit der Einführung europäischer Normen (Eurocodes) zu erwarten; dabei ist davon auszugehen, daß diese bereits vielerorts als Stand der Praxis zu gelten haben.
STUDIENGESELLSCHAFT STAHLANWENDUNG e.V.
Veröffentlichung:
1992
Autoren:
o.A.
